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Sommerabend

Wie's kam, kaum bin ich dessen mir bewusst,
Jedoch ich sprach zu dir von meinem Leben,
Von meinen Wünschen, meinem Hoffen, Streben,
Von meiner Losung für den Kampf: Du musst!

Und plötzlich lag dein Kopf an meiner Brust,
Ich fühlte deiner Glieder heißes Beben,
Zum Kusse mir die Lippen hingegeben
Und küsste lange dich mit Herzenslust.

Zwar hab' ich in die Rechte dir versprochen
Kein Sterbenswörtchen einem je zu sagen,
Und niemals hab' ich noch mein Wort gebrochen.

Doch still im Herzen will ich's bei mir tragen,
Dass in die Seele mir in trauten Stunden
Des Glücks ein heller Strahl sich heimgefunden.

 

 

Einem jungen Freunde

Mein junger Freund, ich halte dich in Ehren
Und bitte Gott für dich an allen Tagen,
Er möge ständig deiner Sorge tragen
Und Gnaden reich und Güter dir bescheren.

Vom Haupte soll er dir die Sorgen wehren,
Die täglich an des Menschen Seele nagen,
Und über deine Wünsche, deine Fragen
Zu deinem Wohle freundlich dich belehren.

Getreulich will ich selber meine Pflichten
An dir, wie Gott mir anbefiehlt, erfüllen,
Der Menschenweisheit Schätze dir enthüllen.

Und nicht nur das, weil andre besser können,
Was ich vermag! Du wirst es mir vergönnen
Und nimmer auf mein Freundesherz verzichten.

 

 

Selbsterkenntnis

Von allen Seiten muss ich mich bespiegeln,
Will ich mein Selbst in seinem Kern erklügeln,
Und ständig meines Denkens Kraft beflügeln,
Will ich die Pforte meines Ich entriegeln.

Oft bin ich mir ein Buch mit sieben Siegeln,
Ein dunkles Etwas, hinter fernen Hügeln
Dem Blick verborgen, und ich muss mich zügeln
Und meiden, mich im Innern aufzuwiegeln.

Denn leicht schwebt auf der Lippe mir die Frage,
Weswegen wir uns nicht erfassen dürfen,
Selbst nicht einmal, wenn wir in Tiefen schürfen.

Ich möchte gern mein Wesen kennen lernen
Und alle trüben Schlacken draus entfernen:
Wer will es mir verwehren, dass ich klage?

 

 

Titanic

Mit Windeseile wandert es die Bahnen,
Die jene, die's geschaffen, ihm gewiesen,
Entquollen aus der starken Hand von Riesen,
Als wollt' es an der Vorzeit Wunder mahnen.

Am Heck den Stürmernamen des Titanen,
Den jene, die's geschaffen, ihm erkiesen,
Eilt es des Wegs, doch Gottes Boten bliesen,
Und nieder stieg des Todes heilig Ahnen.

Lass ab, du kühner Menschengeist, zu prunken
Mit all den Werken, die du selbst geschaffen,
Von eitelm Stolz und Übermute trunken!

Ein Augenblick vermag dich fortzuraffen,
In bange Nacht ist all der Glanz versunken,
Denn will Gott anders, nützen keine Waffen.

 

 

Seelenwellen

Das Menschenherz dünkt mich das weite Meer,
Bald sich in leisem Wellenschlage regend,
Bald sturmempört zum Himmel sich bewegend
In ewig wechselvoller Wiederkehr.

Bald lächelt es, die Lider still und schwer,
Für eine Weile sich zum Schlummer legend,
Doch naht die Windsbraut heulend sich und fegend
Von ferne, setzt es eilend sich zur Wehr.

O Menschenherz, wer könnte dich erfassen,
O weites Meer, wer könnte dich ergründen,
Euch, stets bereit zum Lieben wie zum Hassen?

Der eine nur, den Welten uns verkünden,
Der unser Herz erschaffen, schaut gelassen
Auf unser gutes Handeln, unsre Sünden.