Juninacht
Schwalben schießen durch die Lüfte,
Sonne sendet Sommers Glut.
Herz und Auge schlürfen Düfte,
Rascher kreist in mir das Blut.
Abend senkt sich mählich nieder,
Dämmerdunkel kehrt uns wieder.
Juninacht im Sternenschein
Wiegt in Schlaf mich ein.
Weiß nicht, ob ich leb' und wache,
Dünkt mich seltsam doch die Welt.
Seht, nun scheint auch meine Sache,
Scheint mein Los mir gut bestellt.
Hoffnung hebt mich aus dem Staube,
Dass ich noch an Wunder glaube.
Juninacht im Sternenkranz
Bringt mir Glück und Glanz.
Liebe blüht auch mir zur Seite,
Glättet mir des Alltags Lauf.
Seele strebt und eilt ins Weite,
Will im Rausch ins Licht hinauf.
Soll ich zittern? Soll ich bangen?
Gottes Hand hält mich umfangen!
Juninacht im Sternentraum
Nimmt mir Zeit und Raum.
Bindung
Es gibt gar viel der fremden Lande,
Die nie mein Wanderfuß betrat.
Nur meine Liebe wob die Bande,
Dass ich der fernen Welt genaht.
Nun gelten ihr die stillen Stunden,
Den Flug der Seele stört kein Raum.
Schon hat sie ihr Ziel und Pfad gefunden,
Sei's auch an ferner Küste Saum.
Ich steig' ans Land mit flinken Füßen,
Die Blicke schweifen weit und nah.
Wie soll ich die Bewohner grüßen,
Die nie zuvor mein Auge sah?
Da denk' ich an die tausend Zungen,
Die meine Lippe nicht verstand.
Wenn doch der Laut mein Herz bezwungen,
Weil' ich da noch in fremden Land?
Ob Kleid und Antlitz, Heim und Sitten,
Mein Auge schaut verwundert sie,
Doch welches Land ich auch beschritten,
Gewinn und Freude fehlt mir nie.
Wo jemals mir die Straße mündet,
Ein einzig Wort präg' ich mir ein:
Übt Liebe, die das Herz entzündet,
Um unter Menschen Mensch zu sein!
Sonnenschein
Seit sich in trauten Stunden
Zu dir mein Herz gefunden,
Mahnt mich die Stimme klar:
Lass froh mich dir bekunden,
Wie stark wir jetzt verbunden!
O selig Wort - wie wahr!
Will bei des Alltags Tücken
Mich Leid und Kummer drücken,
So frag' ich nur: Was tut's?
Du sollst uns Rosen pflücken,
Des Daseins Pfad zu schmücken,
Dann sind wir guten Muts!
Will mir auf stillen Wegen
Gefühl sich seltsam regen,
So sag mir, was mich trieb!
Du tratest mir entgegen
Mit Freundes Gruß und Segen:
Ich weiß, ich war dir lieb.
Sollt' ich da trüb noch weinen?
Des Daseins Wert verneinen?
Die Sorge wird zum Scherz!
Wann wir das Rechte meinen,
Wird hell die Sonne scheinen:
O glaub es mir, mein Herz!
Antwort
Du suchst in deinen Sorgen
Der Liebe Sonnenschein?
Fühl dich bei mir geborgen,
Ich will dein Helfer sein!
Der eine sagt's dem andern,
Dass er ihm lieb und wert.
Lass uns den Pfad erwandern,
Der uns das Glück beschert!
Seit uns ein redlich Denken,
Zur Tat ein Sinn vereint,
Möcht' ich dir Kräfte schenken,
Dass dir ein Ziel erscheint.
Schon steht es uns vor Augen
Gar hell und lockt und winkt.
Mein Arm, dir soll er taugen,
Der Stern des Hoffens blinkt.
Wie tief mein Herz empfindet,
Was freundlich uns verband
Und stets noch stärker bindet,
Sei dir der Neigung Pfand!
Ganz frei von Zwang, so tret' ich
Zur Seite dir gar gern,
Und froh zum Himmel bet' ich
Für dich, mein Hort und Stern!
Lobgesang
Wann Völker sich und Menschen hassen,
Wann Dunkel stärker als das Licht,
Will ich beim Kampfgeschrei der Massen
Des Bruders Hand in Liebe fassen,
Denn Liebe trennt und zagt ja nicht.
Sie schlägt von mir zu dir die Brücke,
Sie kämpft und siegt ob Raum und Zeit.
Versöhnend schließt sie Kluft und Lücke,
Schlägt Hasses Wehr in tausend Stücke,
Schwingt hell ihr Banner weit und breit.
Sie teilt gar gern des Bruders Lasten,
Teilt Lust und Freude, Leid und Not.
Sie speist mit ihm, will mit ihm fasten,
Will mit ihm wandern, mit ihm rasten,
Stürmt jedes Hemmnis, das ihr droht.
Nur Liebe kann die Welt gestalten,
Doch Hass verdirbt, vernichtet sie.
Nur Liebe kann das Recht verwalten,
Streicht von der Stirn des Bösen Falten,
Doch Neid und Hass tat es noch nie.
Drum lasst uns Liebe, Liebe spenden,
Die machtvoll rang und Herzen zwang!
Dann wird zum Herrn die Welt sich wenden,
Und Gottes Hand wird Segen spenden,
Und rings tönt ew'ger Lobgesang.