O wie fühlt' ich am See mich wohl! Drum gedenk' ich der Tage,
Da zum Schwäbischen Meer Stimme der Freunde mich rief,
Denk' ich der Tage, die reich mir Segen und Sonne beschieden,
Dass beim Abschied mir Träne die Wange beträuft.
Sorgsam nahm ich die Karten zur Hand und besah sie gar emsig,
Dass nicht allzu fremd länger der Süden mir blieb.
Oftmals macht' ich zuvor in Gedanken die Fahrten und Reisen,
Sei's mit Wagen und Schiff, sei's in den Bergen zu Fuß.
Herrliche Städte, der Sehnsucht Ziel, durchzog ich mit Staunen,
Wo sich der Vorzeit Werk deutlich dem Heute verband,
Schaute die Kirchen und Schlösser und Weinberg, Wiesen und Gärten,
Stieg auf Hügel und Berg, sonnte mich selig am See,
Knüpfte der Freundschaft Fäden erneut mit bewährten Gefährten,
Seit wir, sag' ich betrübt, lange, gar lange getrennt,
Fühlte die Kräfte des Leibes erblühn auf Jahre der Drangsal,
Fühlte, befreit vom Joch, frischer die Seele gespannt.
Bilder, gesammelt in Liebe, mir stille Gedanken zu stützen,
Bieten als Vorkost schon fröhlich dem Auge sich dar.
Bilder von einst und von heutiger Zeit, wie schaut' ich sie liebend
Alle, bevor zur Fahrt flott ich das Bündel geschnürt!
Liebliche Dörfer und Wiesen und Wälder und Felder, gelagert
Rings um den See - gar tief drang in die Seele das Bild.
Lauschte das Ohr nicht freudig der Sprache melodischen Tonfall
Früh schon, eh mein Fuß traulichen Boden betrat?
Sah mein Auge, von Zauber berührt, nicht lange zuvor schon
Fleißige Menschen am Werk, rüstige Bewohner der Au?
Ja, selbst Bücher erquicken den Geist! Er vertiefte sich lernend
In der Geschichte Bereich: Alles erfasst er genau.
Tage, wie langsam schlendert und schlürft ihr! Will der Kalender
Streiken? Ich reiß ihn rasch wieder vom Nagel erzürnt.
Ach, wie bereitet mein Plan mir doch seit Monden und Wochen
Kummer und Not! O Schlaf, rette mich Armen und komm!
Neu schon stürmen und stürzen Gedanken wie Fröste des Winters
Hart aufs Herz: Wann bringt Sonne der Wetterbericht?
Muss ich den Laubfrosch bitten, mir Gnade zu zeigen? O Tierchen,
Mücken, soviel du begehrst, Fliegen bekunden dir Dank!
Scheint wohl freundlich die Sonne, sobald ich den Wagen besteige?
Gießt es mit Eimern? Verbirgt höhnisch die Wolke das Blau?
Werd' ich mit Nixen im See mich ergötzen am neckischen Ballspiel?
Spann' ich die Segel? Wie nun, wenn es im Bette mich friert?
Fast schon in letzter Minute vernehm' ich das Lachen der Freunde:
Sei kein Tor! Streich aus hurtig das dumme Geschwätz!
Lass nur am Wintergepäck im Schranke die Motten sich tummeln,
Hässliche Brut! Wir sind wider den Winter gefeit!
Lacht vom Himmel die Sonne, nun ja, längst ward es Gewohnheit,
Ward es, o glaubt's mir nur, Sitte der Mutter Natur,
Ward es die Regel am Schwäbischen Meer! Und sollte des Regens
Nass uns kühlen, so kühlt Wein dir die Kehle dazu.
Nur nichts tragisch nehmen! Der Mensch, der zufrieden des Daseins
Freuden genießt, fragt nie Wetterpropheten um Rat.
Spute dich, Freund! Wir erwarten dich schon! Gut, lassen wir Seufzer,
Kummer und Angst! Weiß Gott, alles nur Nebel und Spuk!
Schluss mit Sorgen! Und froh durchs Fenster geschaut! Wie gemächlich
Sitzen im Polster wir drei: Tochter und Gattin und ich!
Selbst ein Pascha, Minister im Orient, Herrscher des Harems,
Will er hinaus in die Welt, fände bequemer es nie.
Sieh, nun rollen die Wagen die Schienen entlang, und es fliegen
Liebliche Stätten vorbei, Täler und Hügel - o schau!
Denkt nicht fröhlicher schon die Seele des traulichen Zieles?
Harrt nicht auch auf dich mancher Gefährte von einst.
Mancher Genosse der sonnigen Zeit, wann Wissen und Weisheit,
Kundig des Worts, der Mund rühmlicher Lehrer dir bot?
Köln und Mainz und Worms, uns allen vertraut und bedeutsam,
Deutschlands Pfand und Schatz, alter Geschichte Gebiet,
Städte, die weit in der Welt, im entlegensten Winkel der Erde
Stets voll Ehren genannt, gleiten dem Auge vorbei.
Deutschland, heiliges Land, o gesegneter Boden der Väter,
Dankbar will auch ich immer dich preisen im Lied.
Viele der Lieder entströmten mir schon in den Tagen der Jugend,
Mehr denn eins kam bald reicher und reiner hinzu,
Wie sie der Himmel mir gab als Dank, dir, Scholle der Heimat,
Alle zu schenken: So dankt Vater und Mutter das Kind.
Seht, ihr Freunde, so steigen Gedanken mir auf in der Seele,
Kreisen um dich, du Land, weil du das liebste mir bist.
Soll ich den Wunsch, der die Brust mir bewegt, mit Worten verkünden,
Dass es den Lauscher erfasst? Was mir am Schwäbischen Meer
Alles an Wundern und Glanz der Natur, was an Werken der Menschen
Kühn und stark mir erscheint, was mir die Stunde beschert,
Was nur ins Ohr mir dringt, was alles den Blicken des Wandrers
Hell sich erschließt und reich Schätze des Innern vermacht.
Wisset, zum Sang will alles ich formen! Ihr Musen, so seid mir
Günstig und hold wie sonst, wann ich der Hilfe bedarf!
Hauche mir, Zeus, ins Ohr die Verse doch! Nicke mir huldvoll,
Wann ich beginne das Werk, über die Schulter am Tisch!
Denn ein treffliches Werk soll's werden, der Gipfel der Dichtung,
Dass mir die Nachwelt noch Tempel des Ruhmes erbaut.
Geht's dir gegen den Strich, nun wohl, ich verzichte der Hilfe,
Lehne den Beistand ab: Selber ist immer der Mann!
Was mir der kundige Dichter Ovid von Rhythmen berichtet,
Ward auch mir schon früh, fast in der Wiege zuteil.
Haltet's nicht für Scherz, noch weniger deutet's als argen
Hochmut, zeig' ich frei freundliches Musengeschenk!
Will ich erzählen mit Schrift und mit Mund, aus eigenem Antrieb
Stellen die Takte sich ein, fließen die Takte mir zu.
Güter der irdischen Welt, mir leichter den Tag zu gestalten,
Heißen ihr Stiefkind mich, forderten immer Verzicht.
Soll ich's bejammern und zürnen? Dem Schicksal grollen: Erstreben,
Was es versagt? O nein, anders ist meine Natur,
Anders, ich sag' es bewusst, mein inniges Trachten und Wollen,
Geistiger Güter gedenk, die mir ja nimmer gefehlt.
Werte des Geistes, der Dichtung Schatz, von den Tagen der Jugend
Kleinod, Quelle des Glücks, kränzen mit Rosen den Weg,
Tragen das Herz in den Himmel hinauf und schenken Ersatz mir,
Dass ich des Daseins froh: Sagt nur, was will ich da mehr!
Ach, wie verflossen bereits Jahrzehnte mir, seit ich als Knabe
Gierigen Ohrs vom See schon in der Schule vernahm!
Schwab, der schwäbische Dichter, erzählt, wie mitten im Winter
Spät ein Reiter zu Ross hastig die Fläche betritt.
Alles vergraben im Schnee, nur Schnee, soweit er des Dunkels
Herr wird, alles im Schnee! Nimmer gewahrt er den Weg.
Südwärts reitet er weiter, erstaunt, nie Menschen zu treffen,
Sie zu befragen, und nie Licht in den Hütten erscheint.
Stunde vergeht auf Stunde: Nun fliegen ihm Häuser entgegen,
Dächer und Gassen verschneit! Fremder, o zügle das Ross!
Heda! Wo bin ich? Da naht ein Mägdlein, sieht ihn verwundert,
Sieht voll Schrecken ihn an: Fremder von wannen der Weg?
Mägdlein, wann wohl treff' ich den See? Kam ab ich vom rechten
Pfade, so sag' mir nur! Fremder, du willst an den See?
Danke dem Himmel, der Schutz dir bot! Weit hinter dir liegt ja,
Schau dich nur um, der See! Komm und erquicke dich erst!
Finstern Gefahren sind Ross und Reiter entronnen des Abgrunds!
O wie so leicht zerbrach unter den Hufen das Eis!
Hinter mir läge der See? Der Fremdling fühlt, wie des Todes
Angst ins Herz ihm fährt! Jäh, von Entsetzen gepackt,
Starrt er das Mägdlein an, dann sinkt er, vom Schlage getroffen,
Tot in den Schnee: So nahm trotz der bestandenen Gefahr
Ihm, der die Tiefe besiegt, noch am Ufer ein feindlicher Dämon
Atem und Mut: Gar gern lernt' ich das alte Gedicht,
Schaute die Fluren erstarrt und ritt auf Schollen des Abgrunds
Über die Flur von Schnee neben dem Reiter den Pfad.
Ja, so fühlt ich als Kind mich schon von der Stätte gefesselt,
Wo vor Zeiten geschah, was ich dem Hörer erzählt.
Möge der See mir gnädiger sein! Drum bitt' ich die Gottheit,
Schirm uns allen zu sein, Hüter und Hort in Gefahr.
Wisset ihr wohl, ihr Freunde, wie sehr wir alle bedroht sind,
Sei's bei Tag, bei Nacht, stets von Gefahren umringt?
Hört nur, was einst mir selbst in der Kindheit Jahren begegnet!
Ahnt ein Kind wohl stets, dass es den Himmel versucht?
Geht es dem Esel zu gut, so trabt er, heißt es im Sprichwort
Flott aufs Eis: Auch ich machte dem Esel es nach,
Wagte mich mitten im Winter hinaus und schlich, um des Eises
Härte zu proben, zum Teich: Ahnt ihr, o Freunde, was kam?
Wahrlich, es war die Nixe, die längst mir feindlich gesinnt war,
Denn sie packte das Bein, streifte vom Fuße den Schuh,
Zog mich mit wilder Begier in die Schlünde der eisigen Tiefe,
Schnappte mit Hast, nur war's freilich ein wenig zu früh,
Denn die geschäftige Schwester ergriff mich zu richtiger Zeit noch:
Barfuß kam ich ins Haus, fühlte mich matt und beschämt,
Nahm die Pantoffeln und saß an der Seite des Ofens in Wärme,
Fast wie der selige Tamm, Küster bei Voß, es getan,
Schlürfte den süßlichen Trank der Kamille, den wenig ich liebe,
Mag er gesund auch sein, Helfer am Lager der Not,
Machte die Wandlung durch, wie Kinder bisweilen es pflegen,
Kam, da gerettet, mir fast vor als beneideter Held.
Nein, wie war ich so kühn, statt streng beim Thema zu bleiben,
Abzuschweifen so weit! Bitte, verargt es mir nicht!
Wessen das Herz uns voll, wir müssen der Last uns entladen,
Mehr noch, weil gar gern Alter zu schwatzen versteht.
Sagt, wo befinden wir uns? Ganz recht, mit erfreulicher Schnelle,
Nah dem Rheinstrom stets, rollen dem Süden wir zu.
Fülle der Bilder, ob Dorf, ob Stadt, ob Wälder, ob Weinberg,
Acker und Wiese - sie macht matter den hungrigen Blick.
Stunden entrannen, und Stunden beginnen, bevor mit Gepäck wir
Fröhlich des Wagens Gemach lassen am Ende der Fahrt.
Mannheim, Stätte des Fleißes am Rhein, Jahrzehnte vergingen,
Seit ein trefflicher Freund Straßen und Winkel der Stadt,
Kundig des Wissens, dem Wanderer wies, auch Schillers erhabne
Bühne, wo Räubergeschick Probe des Meisters bestand.
Heil dir, Schiller und Gruß! Auch jetzo bekunden die Freunde
Würdigen Dank: Wie stieg früh zu der Sonne der Aar!
Ha! Schon stürzt aus Wolken des Himmels der Sterbliche wieder
Tief in das irdische Tal, irdischer Dinge bewusst!
Wärme des Tages vermehrte den Durst: Wie könnte der frische
Trunk da schaden! Und sieh - flotter getan als gedacht!
Fremde besteigen den Zug: Auch sie, so wissen wir bald schon
Suchen am Schwäbischen Meer Frieden und wohlige Rast.
Stört's gar, wenn ich berichte, wie nett ein bewanderter Nachbar
Schätze verteilt? Mit Land macht er, mit Leuten bekannt.
Wenn uns die kundigen Kenner belehren, so lausch' ich mit beiden
Ohren, versteht sich wohl! Denn sie gestalten die Stadt,
Stellen das Land vors Auge lebendiger, lenken uns liebreich,
Dass uns Neulands Reich lieb und befreundet erscheint.
Wusst ich zuvor aus Büchern so mancherlei, merkt' ich doch dankbar
Mehr noch, was Nachbars Mund so gefällig erzählt.
Bodoma, Königspfalz karolingischer Könige, schuf einst
Namen dem Bodensee, Namen, der nimmer vergeht,
Klingt's auch ähnlich nur! Alemannen und Schwaben benannten
Gern ihr Schwäbisches Meer, Bücher bezeugen es dir.
Wann er entstand? Nun ja, der Gelehrte, bewandert als Fachmann,
Dünkt uns Wunder die Zahl, spritzt in die Feder die Null.
Zehn Millionen, wer weiß, auch zwanzig, dreißig und hundert
Oder nur fünf, uns macht's wenig, man ist es gewohnt.
Gletscher bedeckten das Land, sie schufen beträchtliche Tiefe.
Doch das Geröll trug bald Schutt von den Bergen zu Tal.
Schwerlich trotzten die Menschen von heute der grimmigen Kälte,
Brächte des Nordsturms Kraft eisige Lasten von Schnee.
Läuft nicht kalt euch allen wie mir in die Knochen der Schauder,
Müsst ich fürchten, erneut komme die traurige Zeit
Wieder, da tief sich in Höhlen der Urzeit Menschen verkrochen,
Mammutjäger mit Mut, immer mit Waffe bereit?
Schreckliche Bilder, was quält ihr die Brust! Nie möge die Sonne
Schwinden, des heiligen Lichts göttlich lebendiger Quell!
Der du nach ewigem Ratschluss, Herr, die Geschicke der Menschen
Lenkst, ich weiß, du liebst Kinder des Menschengeschlechts.
Weiter bericht' ich dem Hörer, was alles der Sprecher gelehrt uns
Vortrug: Danken wir dem, der uns das Wissen vermehrt!
Was die Geschichte bezeugt, wir lesen es: Heller ersteht uns,
Was uns der Forscher beschreibt, Kunde für Augen und Ohr.
Bregenz wurde dem See zur Patin des Namens, in Frühzeit
Vorbau römischer Macht, Pforte des Reiches zum Rhein.
Auch der vermögliche Stamm der Veneter, wie der Geschichte
Wortlaut lehrt, lieh gern Ehre des Namens dem See.
Wann wohl breitete sich die gewaltige Masse des Wassers
Über der Höhlung aus? Kündet es menschlicher Mund?
Schweift auch Stimme der Forschung weit in vergangene Zeiten,
Liegt's doch fern, so fern! Gletscher bedeckten das Tal.
Hoch vom Kamme der Alpen, dem eisigen, drängten sich Massen
Langsam tiefer, und Schutt rollten sie nieder: O fragt,
Wollt ihr's wissen, Gelehrte! Sie forschen und zeigen, wie mählich
Drunten im grünlichen See Fülle des Wassers entstand.
Jahrmillionen berechnen die Männer, die klug und mit Weisheit
Sagen, was vormals war, noch an der Schwelle der Welt.
Seht, so belehrte der Fahrgast uns, und er fügte des Wissens
Manches hinzu: Die Zeit glitt uns im Lauschen vorbei.
Plötzlich wandert, ich weiß nicht mehr, was meine Gedanken
Ablenkt, hin zu der Schar alter Gefährten der Sinn.
Weilen die Freunde, so dünkt mich fast, in meiner Gesellschaft?
Weil' ich selbst gar dort, wo sich die Freunde vereint?
Hab' ich alles erzählt, was ich sann, was der Kopf mir erwogen?
Liest ein Auge von fern, was mich im Herzen bewegt?
Nun, du verstiegener Mensch, so mahnen die Freunde gelassen,
Komm und genieße den Tag! Tüftle zu besserer Zeit!
Handle so rüstig wie wir! Dann werden die Stunden dir Frohsinn
Bringen und leichtes Gemüt! Wahrlich, es täte dir not!
Wohl, ich vernehme des Mahnspruchs Wort und will es befolgen,
Freuden erstreben, wie gern Mensch sie bei Menschen erlebt.
Stunden der Fahrt schon sind uns im Fluge vergangen, die Wagen
Rollen dem Schwarzwald zu, Tälern und Bergen im Grün.
Tannen beschatten die Gipfel und Höhn, du schaust in die Schluchten:
Öffnen die Felsen das Tor, keucht in das Dunkel der Zug.
Dünkt uns herrlich die Welt, hier will sie noch prächtiger scheinen,
Wandrer von fern und nah preisen das deutsche Gebirg,
Preisen den Schwarzwald stets, dass gern die Bewohner es hören:
Selbst ein britischer Freund stimmte begeistert ins Lob.
Wie das Gebirg ein Wunder, so scheint's nicht minder die Bahn mir,
Wann sie die Richtung sucht, ständig sich wendet und krümmt.
Seht nur der Zug! Wie Schlangen erscheinen dem Auge die Schienen:
Keucht er hinauf zum Kamm, rollt er die Stollen hindurch.
Täler und Schluchten umsäumen den Pfad, noch nässen die Nebel
Wiesigen Grund, ums Haupt streicht uns ein kühler Hauch.
Wahrlich, das Werk, wie wendig die Bahn durch Dunkel und Helle
Meistert, was hart und schwer, nehme das würdige Lob!
Rascher und rascher entrollen die Räder den Bergen und Hügeln,
Richtung Radolfzell: Schaut ihr, o schaut ihr den See?
Machtvoll steigt bei Singen der Fels in die Lüfte, der Bergfried,
Schwabens Gebieterin steht oben am Fenster und weint,
Hedwig, des Herzogs Weib: Ob flüchtig der Lehrer entschwunden,
Walters und Hiltgunts Lied fand zu der Zinne den Weg.
Lieb' ich die Sprache von Erz, die Verse Vergils, die der alte
Römer dem Kaiser geschenkt, ewige Zierde der Welt,
Wonne des Geistes, der Weisheit Born, so lieb' ich des deutschen
Mönches beflügelten Sang auch im lateinischen Laut.
Nun, was meint ihr, ihr Lieben? Mir scheint, wir nehmen die Koffer,
Nehmen die Taschen zur Hand, sind wir dem Ziele doch nah.
Machte die Fahrt uns matt, jetzt wird es im Innern lebendig,
Sonnige Zeit, will's Gott, wird uns vergnüglich zuteil.
Radolfzell, du Städtchen am See, wohl biet' ich den Gruß dir,
Doch noch eigenen Sang sinnen die Musen dir zu,
Würdigen Sang euch allen, ihr Städte des Glanzes und Ruhmes,
Deutschlands heiliger Kreis, Namen von ewigem Klang.
Schwäbisches Meer, du Spiegel im Strahl, nimm Grüße des Herzens,
Wanderers Grüße! Vom Nord führt ihn zum Süden der Drang.
Lass uns erwerben, was wert ihm erscheint, noch in künftigen Tagen
Freude zu wecken! So strömt Lust in die Seele mir ein.
Beut uns fröhliche Erquickung und lass uns Freunde, ja, Freunde
Finden, dass nichts uns trennt, Helfer in Rat und in Tat! Sind wir am
Ziel? Schon winken die Dächer, die Straßen und Gassen,
Grüße das alte Konzil, Grüße der stattliche Bau,
Grüße des Münsters erhabener Turm, und wir grüßen dich wieder,
Konstanz, längst uns ersehnt! Nun uns das Ende der Fahrt
Gnädig der Vater im Himmel beschied, füllt herzlicher Dank uns
Allen die Brust: O gib, Schirmer, uns gütige Rast!
Schau, da warten sie schon, ob's Bürger der Stadt, ob von fern sie
Kamen, und fassen erfreut Hände des Freundes, und froh
Strahlen vertraute Gesichter mich an, die Gefährten der Jugend,
Liebe Genossen von früh, sonniger Jahre gedenk,
Da wir vereint uns um Wissen bemüht, aus Quellen der Weisheit
Schöpfend, und Frohsinn viel köstliche Stunden beschert.
O wie fühl' ich mich wohl, wie fühl' ich mich wohl in der Mitte
Lieber Gefährten! Uns lacht lieblicher heute der Tag!
Stunden der Freude, so raunt es im Herzen mir, Stunden der Eintracht
Kündet er an: Schenkt ein! Gießt mir die Tropfen der Glut,
Gießt in den Becher mir feurigen Wein, den des heimischen Winzers
Rebe gebiert, und stoßt freudig, o Freunde, mit an!
Himmlischer Vater, du weißt, wir kosteten lange der Trübsal
Bitteren Trank! Nun sei Licht uns und Sonne der Trost!
Was wir erwandern, was Ohr uns und Auge, was immer das Herz uns
Edles erwirbt, o gib, dass ich's gestalte zum Sang!
Schrieb auch viel ich der Lieder, so sollen die Lieder vom See mir
Zeugen, dass dies mein Lied Gipfel des Könnens mir ward!